Seidenstrasse zum Himalaya

 

 

Im Jahre 2006 bin ich endlich zur ganz grossen Tour aufgebrochen.  Mein Ziel war dabei Tibet, die tibetische Hochebene und der heilige Berg Kailash. Ein Jahr vor den olympischen Spielen in Beijing standen die Vorzeichen noch gut, um mit dem Velo durch Tibet zu reisen. Und so konnte ich mich mit einem Dreimonatsvisum glücklich schätzen, von Kashgar bis nach Lhasa zu radeln und dabei noch Abstecher zu machen (etwa zum Guge Kingdom im Tal des Flusses Satledsch). Seit den Unruhen 2008 in Lhasa haben es selbst die erfahrensten Tibet-Radler nicht mehr geschafft, dorthin zu reisen.

Die Route ist  in landschaftlicher, historischer und kultureller Hinsicht  äusserst abwechslungsreich und faszinierend:  Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien-Montenegro, Bulgarien, Griechenland, Türkei, Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tajikistan, Kirgistan, Xinjiang (China), Tibet, Nepal und Indien.

Höhepunkte waren für mich: Kappadokien, die Gastfreundschaft der Türken, Iraner und Muslime im allgemeinen, die Wüste Kavir im Iran, die zentralasiatischen Städte an der Seidenstrasse (Buchara, Samarkand), die Landschaften Tajikistans (Wakhan Korridor, Pamir-Gebirge), die Fahrt durch die Berge des Kunlun Shan und die Hochebene Aksai Chin, der Xinjiang-Tibet-Highway und natürlich Tibet.

Besonders eindrücklich war die 500 Kilometer lange Fahrt entlang des Panji, dem Grenzfluss zwischen Tajikistan und Afghanistan, im Wakhan Korridor. Die Berglandschaft mit Blicken auf den pakistanischen Hindukusch ist atemberaubend. Die dort lebenden Pamiri, die der Glaubensrichtung der Ismailiten angehören, sind an Gastfreundlichkeit kaum zu überbieten. Fragt man in einem Dorf nach einer Cayhana (Teehaus), wird man sofort zu sich nach Hause eingeladen und wie ein König behandelt und reich beschenkt.

Die wunderschöne Altstadt von Kashgar, in der man sich in der  Zeit von Marco Polo glaubte, konnte ich noch unversehrt erleben. Normalerweise hätte die Altstadt unter UNESCO-Schutz stehen sollen, die Chinesen haben aber ganz bewusst nie einen solchen Antrag gestellt und in den letzten Jahren völlig unbekümmert 85 % dieses Kulturgutes zerstört. Begründung: nicht erdbebensicher. Als hätte die Stadt die letzten 2000 Jahre nicht überlebt ! Traurig, aber auch hier wird aufs Schändlichste versucht, die uighurische Kultur zu zerstören.