Über mich
Meine Familie ist früher oft nach Sizilien und nach Galicien mit dem Auto gefahren, um unsere Verwandten zu besuchen. Das Ankommen war wichtig. Für Land und Landschaften war keine Zeit und Musse vorhanden. Dennoch sind mir diese Reisen in schöner Erinnerung geblieben. Vier Geschwister hinten eingepfercht in einem Fiat Regatta, später einem Ford Taunus, Vier-Gang-Getriebe. Mini-Vans und Klimaanlagen gab es damals nicht. Ich genoss es, stundenlang aus dem Fenster die Landschaft vorbeiziehen sehen, etwa die Weinstrassen im Burgund, die endlosen schnurgerade Überlandstrassen in Castilla-Léon. Die kurvigen und hügeligen Bergstrassen von Galicien kündeten jeweils die baldige Ankunft bei der Grossmutter an. Heute kann man mit Tempomat und dank in Tunnel- und Strassenbau investierten EU-Geldern auch durch Galicien im Schnellzug vorbeirauschen.
Die Leidenschaft, mit dem Velo auf Entdeckungsreise durch fremde und scheinbar bekannte Länder zu ziehen, hat 2002 mit einer Reise nach Galicien und Santiago begonnen. Der Unterschied zu den früheren Fahrten mit der Familie war eindrücklich. Rückblickend glaube ich, dass selbst vier Wochen noch zu schnell sind, um mit dem Rad nach Galicien zu radeln. Es sei denn man fährt mit Rennvelo, Geldbörse und Zahnbürste. Auch das ist reizvoll.
Zuhause alleine starten und aus eigener Muskelkraft waren die Voraussetzungen. Zu Fuss erschien mir das Vorhaben zu langsam, weshalb ich mich für das Fahrrad entschied. Schon bald fand ich heraus, dass das Velo das ideale Reisemittel ist. Die Erlebnisse sind vielfältig und intensiv. Man erfreut sich an einfachen Dingen: an einer heissen Tasse Schokolade in einer Herberge, während man dem Regen draussen für einen kurzen Moment entfliehen kann. Wenn man mit einem saftigen Apfel beschenkt wird. Ganz nebenbei trägt man dazu bei, dass die Krankenkassenprämien nicht weiter steigen. Die Reisegeschwindigkeit erlaubt, alle Eindrücke zu verarbeiten, viel zu sehen. Und dennoch kommt man weit und kann auch langweiligere Streckenabschnitte rascher bewältigen als zu Fuss. Wenn man über genügend Zeit verfügt, kommt man sogar sehr weit.
Mit dem Velo lassen sich Land und Leute sehr gut kennenlernen. Man erfährt die herzliche Gastfreundschaft der Einwohner, wird aber auch manchmal von Kindern mit Steinen beworfen und von Hirtenhunden gejagt. Der Tourenfahrer ist zwar Wind und Wetter ausgesetzt, muss sich abkämpfen, dafür sind seine Reiseerlebnisse intensiv. Trotz Globalisierung, digital vernetzter Welt und technischer Hilfsmittel bleibt auch heute eine Veloreise unvergesslich, egal ob im Schweizer Jura oder in der tibetischen Hochebene. Das einfache Leben, reduziert auf das Notwendige – sauberes Wasser, Essen, Schlafen – gepaart mit dem grössten Luxus – der Zeit – sorgt dafür, dass der Tourenfahrer ein glücklicher Mensch ist, wenn er unterwegs sein kann. Und auch die Restaurateure sind zufrieden, wenn sie seinen Bärenhunger stillen können.
Nachdem ich mehrwöchige Reisen hier in Europa unternommen habe, bin ich dann endlich im 2006, von Fernweh gepackt, auf die grosse Tour gestartet: Mein Ziel war Tibet, die Reise führte mich durch den Balkan (Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien-Montenegro, Bulgarien, Griechenland), die Türkei, Iran, Zentralasien (Turkmenistan, Usbekistan, Tajikistan, Kirgistan), China (Xinjiang, Tibet), Nepal und Indien. Eine in jeder Hinsicht sehr abwechslungsreiche und spannende Route. Ein Jahr vor den olympischen Spielen in Beijing war noch ein guter Zeitpunkt, um mit dem Velo durch Tibet zu radeln. Seit den Unruhen 2008 ist dies leider nicht mehr möglich.
Bei Fragen kannst du mich auf maurizio(at)ceraldi.ch kontaktieren.
Dieses Handy-Video vermittelt ein bisschen “Reisefeeling”:
Hier ein Überblick über meine bisherigen Reisen: