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The Big Apple Zentralasiens

Mittlerweile bin ich in Almaty, der inoffiziellen Hauptstadt Kasachstan angekommen und geniesse das kulinarische Angebot. Aber erstmal zurück nach Kirgistan und Karakol.

Ich starte spät von Karakol, kurz vor Mittag. Es ist sonnig, angenehm. Die heutige flache Etappe wird mit 50 Kilometern kurz werden. Ich möchte vor einem kleinen Pass, einige Kilometer vor der Grenze übernachten. 

Dort werde ich in einem Dorf fündig, es gibt ein Homestay uns so kann ich bei Nurlan und seiner grossen Familie übernachten. Als ich mit Nurlan auf der Holzbank vor seinem Haus sitze, flitzt ein anderer Radler an uns vorbei. Ich rufe ihm zu, doch er hört mich nicht. 

Macht nichts. Ich werde Alexandre am nächsten Tag begegnen, er hat nach dem Pass gezeltet. Der 33-jährige Maschineningenieur stammt aus der Normandie und ist seit sieben Monaten mit einem Rad am Reisen, das er selber zusammengeschweisst hat (hier sein Blog: https://ltdg-adventure.travelmap.net ). Wir werden bis Almaty zusammen unterwegs sein.

Ça passe ou ça casse. Wir verstehen uns gut und so fahren wir zusammen zur kasachisch-kirgischen Grenze, und ich habe für die nächsten Tage ein Fotomotiv und muss das Stativ nicht aufstellen und mich mühsam in Szene setzen. Obwohl der Grenzübertritt entspannt ist – ich kann 30 Tage visumsfrei einreisen – bin ich doch etwas aufgeregt. Kasachstan, das neuntgrösste Land der Welt, ist für mich Neuland. 

Auffällig ist zunächst der Strassenzustand. Es rollt sich hier besser als in Kirgistan. Das Angebot in den Märkten scheint reichhaltiger zu sein. Flach geht es in die erste Ortschaft, wo wir an der Bushaltestelle vor der Moschee einen Mittags-Picknick veranstalten. Auch hier ist die Unsitte verbreitet, an Haltestellen, Monumenten oder schönen Plätzen in geselliger Runde Vodka zu trinken. Dagegen wäre ja nichts einzuwenden, wenn nicht die Flaschen einfach liegen gelassen würden, die irgendwann kaputt gehen und einen Scherbenhaufen hinterlassen.

In der ersten Kleinstadt Kegen kaufen wir zunächst eine SIM-Karte und lassen diese einrichten. Danach fragen wir im Hotel Kegen nach einem Zimmer. Die Dame, die offenbar für ein Taxiunternehmen arbeitet, ist wenig motiviert, wimmelt uns ab und so suchen wir das zweite Hotel auf. 

Dort schaffen wir es, uns innert einer Stunde rauswerfen zu lassen. Alexandre geht als erster duschen. Die schicke Duschkabine mit vielen Knöpfen, Hebeln und Lichtern ist leider nicht richtig angeschlossen und so merkt er während des Duschens nicht, dass Wasser ausläuft und ungewollt den Gang und das Nachbarzimmer unter Wasser setzt. Ein aufgebrachter Junge beschuldigt ihn, die Kabinentüre nicht verschlossen zu haben. Ich versuche zu beschwichtigen, doch der Jüngling redet sich in Rage, möchte Schadenersatz von uns. Er erklärt uns beide zu persona non grata. Es ist uns sowieso zu blöde, derart behandelt zu werden. Ruhig packen wir unsere Sachen und gehen zum Hotel Kegen zurück und kriegen diesmal ein Zimmer. Einfach aber zweckmässig. 

Unser Plan ist es, den eindrücklichen Charyn Canyon zu besuchen und danach durch ein Naturreservat und über einen 2’800 Meter hohen Pass nach Almaty zu fahren. Den zweiten Teil müssen wir wetterbedingt ans Bein streichen. 

Nach Kegen fahren wir gestärkt auf gutem Asphalt Richtung Charyn und bewältigen einige Höhenmeter. Alexandre ist seit dreizehn Tagen ohne Ruhetag unterwegs und macht ‘mauvaise fortune, bon cœur’, gut Miene zum bösen Spiel. Die Müdigkeit ist ihm langsam anzumerken. 

An einem Parkplatz zieht ein Falke die Aufmerksamkeit auf uns. Ich habe Mitleid mit dem Besitzer, meine zu glauben, dass er den ganzen Tag untätig rumsitzen muss und lasse mich für 3’000 Tenge (rund 5 Euro) fotografieren. Danach fährt ein rappelvoller Touristenbus vor und belagert die Stätte und steht dort regelrecht Schlange.

Wir verziehen uns rasch, fahren die letzte Steigung hoch. Jetzt geht’s runter, der Charyn Canyon wartet auf uns. Nicht nur der. Sondern auch ein visitor center, ein Restaurant, eine Imbissbude und unzählige Touristen. Vor 17 Jahren, als Kathrin und Andreas, Freunde aus der Schweiz, die ich auf dem Pamir seinerzeit kennengelernt habe, dort waren, muss es noch ganz ruhig und beschaulich zu und her gegangen sein. Andreas, von Beruf Fotograf, hat einige sehr schöne Bildbände publiziert, die man hier bestellen kann: https://www.maisoncatalina.fr/de/bestellung.html (übrigens betreiben nun Kathrin und Andreas ein tolles B+B unweit von Montpellier!).

Nicht weiter schlimm, denn die Touristen verziehen sich alle am Abend und wir geniessen das Privileg, mit dem Rad durch das ‘Valley of Castle’ fahren zu dürfen und beim Fluss zu zelten. 

Dort versuche ich mich etwas in der Nachtfotografie und mein drittes Bild ist ein Glückstreffer. In doppelter Hinsicht, weil die Bildkomposition stimmt. 

Am nächsten Morgen, es ist Freitag, der 13., stehe ich früh auf, um den Sonnenaufgang zu erleben. Als ich zurück beim Camp bin, ist es schon diesig und es zieht ein unsäglicher Wind auf. Es wird ungemütlich. Wir verdrücken rasch unser Müsli und packen zusammen. 2.7 Kilometer und 250 Höhenmeter zum Aufwärmen. Am Schluss veloschiebend. Der Preis für die Übernachtung am Fluss.

Danach 9 Kilometer bis zur Abzweigung zur Hauptstrasse. Der Wind pfeift uns frontal ins Gesicht und wir benötigen tatsächlich über eine Stunde für dieses kurze Stück. Die nächste grössere Ortschaft ist rund 70 Kilometer entfernt. Wir beraten uns. Derart gegen den Westwind anzutreten, macht keinen Sinn, ausser man ist wirklich masochistisch veranlagt. Zudem verheisst der Wind schlechtes Wetter, in Almaty regnet es bereits. Zähneknirschend müssen wir in den sauren Apfel beissen und wie begossene Pudel stehen wir also am Strassenrand, den Daumen hochhaltend.

Nach einer halben Stunde hat der Fahrer eines leeren Kleinbusses Erbarmen mit uns und nimmt uns bis Shelek mit. 

Dort ist es bereits sehr bewölkt und frisch. Bald fängt es an zu regnen. Wir müssen hier einen Tag im Hotel Rosa zwangspausieren. Ein anderes französisches Radlerpaar hat sich ebenfalls hier einquartiert. Viel unternehmen kann man in dieser Ortschaft nicht, ausser eine Runde um den unattraktiven Basar zu drehen, Laghman zu essen und Tee zu trinken. Es wird praktisch den ganzen Tag lang regnen. 

Endlich geht es weiter. Den Plan mit den Bergen haben wir ja schon begraben, es hat stark geschneit. Auffallend in Shelek sind übrigens die oberirdischen Gasleitungen.  

Wir finden eine ruhige Nebenstrasse südlich der zwei Hauptachsen, die nach Almaty führen. Dort sind wir dann fast ganz alleine und begegnen einigen Reitern mit ihren Herden. 

Wir möchten nochmals wild zelten, bevor wir in Almaty ankommen. Sicherheitshalber steuere ich eine Stunde vor Sonnenuntergang in Qarakemer den Dorfladen an, um dort nach Wasser zu fragen. Dem Wasser vom Fluss traue ich nicht und wir wissen ja nicht, wo wir zelten werden. 

Es findet gerade Inventur statt und die beiden Verkäuferinnen Natalia und Natalia haben eine helle Freude an uns zwei durchgeschwitzten Radlern. Wir bekommen Vodka und Speck serviert. Es läuft laute Rockmusik. Zum Abschied gibt es umsonst Schokolade, Brot und Bier. Die lebensfrohe Natalia senior lacht über ihren Buckel. Ihre Lebensfreude lasse sie sich deswegen nicht nehmen, scherzt sie. Der Kurzbesuch in diesem Laden ist der Aufsteller an diesem Sonntag.

Endlich fahren wir los. Die letzten Sonnenstrahlen sorgen für ein paar schöne Stimmungsbilder. La pomme est pour le vieux singe. Soviel Zeit muss sein. Ein Zeltplatz ist rasch gefunden. Unter einem grossen Baum, geschützt vor dem Nachtfrost, schlagen wir unsere Zelte auf. Ein paar Hunde bellen in weiter Entfernung und der Muezzin ruft zum Gebet auf.

Die letzten 20, 30 Kilometer bis Almaty sind nervenaufreibend. Der Verkehr nimmt zu und wir versuchen, die grossen Achsen zu vermeiden. Doch viele Lastwagen und SUV’s kommen uns gefährlich nahe. Schon am Morgen berührt uns ein SUV beinahe und wir erschrecken beide. Ich zeige dem Fahrer den Vogel. Dieser hält am Strassenrand an und wartet auf uns. Wie nett von ihm. Was das soll, gibt der bärtige, rund 30-jährige, bärtige Typ in Latschen uns zu verstehen. ‘Normalni’, alles fein meint er. Nein, schön ist es nicht, was ich gemacht habe. Was er getan hat, ist auch nicht schön aber vor allem lebensgefährlich. Er merkt es mir an, dass ich da keinen Spass verstehe und zieht von dannen.

Almaty. Elektrotrotinetts, Hunde an der Leine, Nagel- und Kosmetikstudios, ein reichhaltiges gastronomisches Angebot: die fast Zwei-Millionenstadt ist europäisch geprägt. Mit dem Zentralasien, das ich im Wakhan-Korridor oder im Pamir erlebt habe, hat es nicht mehr viel gemeinsam. 

1997 hat Almaty den Status als Hauptstadt verloren, ist aber immer noch das geschäftliche, wissenschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Für Alexandre ist hier erstmal Schluss. Er packt seine Satteltaschen und wird nach Bangkok fliegen, um dort seine Reise fortzusetzen.

Die Tage verbringe ich mit Museumsbesuchen, zeichnen und schlendern. So besuche ich etwa das Museum für Volksmusikinstrumente, das ganz aus Holz gebaut ist. Und gleich beim Park der 28 Panfilowzy (Soldaten) kann die wuchtige Skulptur bewundert werden. Diese ist in Andenken an eine 28-köpfige Infanterie aus Almaty errichtet worden, die im 2. Weltkrieg getötet wurde. 

Dahinter ist die russisch-orthodoxe Holzkathedrale aus dem Jahre 1907.

Almaty heisst auf kasachisch ‘Vater des Apfels’ in Anlehnung an die Apfelplantagen. Eine Sorte sticht hier heraus: die grossen Aport-Äpfel, von denen es leider in der Gegend nicht mehr allzu viele gibt. Die meisten Grundstücke, auf denen der Apfel wuchs, sind mittlerweile verbaut worden. 

Die Orientierung ist einfach in Almaty.  Aufwärts heisst Süden Richtung Ile-Alatau-Gebirge und abwärts Norden. Die Strassen sind streng in Nord-Süd-Richtung angelegt, damit die frische Luft von den Bergen besser zirkulieren kann. 

Auffallend viele Bäume hat es zudem in der Stadt, die wegen der vielen Auto-Abgase nicht zu den saubersten gehört. In Zentralasien, wo es im Sommer wegen des kontinentalen Klimas jeweils sehr heiss wird, weiss man, wie man sich dagegen schützt. Viel unversiegelter Boden, Wassergräben, Bäume und Sträucher. Helle Fassaden. Bäume und nochmals Bäume. Vielleicht wird man sich in ein paar Jahren in Europa vermehrt vom zentralasiatischen Städtebau inspirieren lassen. Im Mikrorajon Samal 1 wuchern Bäume und Sträucher um die Wette. Wilde Ecken inmitten einer Grossstadt. Es muss nicht immer perfekt sein.

Ein Besuch im ‘grünen Basar’ darf nicht fehlen. Dieser muss sehr sehenswert sein, habe ich gelesen. Absolut, einer der aufgeräumtesten, übersichtlichsten und attraktivster Basare, die ich hier in Zentralasien gesehen habe. Und mit Stil. Alle Verkäuferinnen, Metzger und Fruchthändler tragen die gleiche weiss-grüne Uniform.

Klassische Gerichte wie Plov oder Laghman gibt es hier für einen Apfel und ein Ei, umgerechnet zwei bis drei Franken. Für mich heisst es nun, während meiner Reise eine Zugreise anzutreten. Ich werde mit dem Nachtzug nach Shymkent fahren und eine flache und wenig spannende Strecke von 700 Kilometern überspringen.


Herbstzeit in Kirgistan

Meinen letzten Reisebericht habe in Jangi Talap am Fusse des auf 3000 Metern liegenden Bergsees Song Köl geschrieben. Wegen Regenfällen blieb ich dort etwas ‘hängen’. Ein anderer Radler kam dort runter und berichtete davon, dass es in der Nacht geschneit habe und zeigt mir Fotos.

Da es wieder stark regnet (und am Song Köl schneit) sehe ich davon ab, den Moldo Pass in Angriff zu nehmen. Es geht also in einem Tag Richtung Westen durch ein sehr weites Tal bis nach Naryn. Unterwegs lässt sich eine Herde von baktrischen Kamelen, auf Deutsch Trampeltier, durch meine Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen. Endlich kann ich sie von der Nähe begutachten.

In der Abenddämmerung erreiche ich das auf 2’050 Metern gelegene Naryn, eine Stadt an der Seidenstrasse mit rund 41’000 Einwohnern. Von hier führt eine Strasse über den Torugart-Pass nach China. Heute die wichtigste Verbindungsstrasse zum grossen Nachbarn. Die Stadt ist mit rund 14 Kilometern extrem langgezogen. Ein wirkliches Zentrum ist nicht auszumachen. Trotzdem finde ich dank GPS ein nettes Guesthouse. Es ist bereits dunkel.

Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, in den Städten die lokalen Museen zu besuchen und das Kulturprogramm etwas zu pflegen. Sonntags sind diese aber häufig leider geschlossen. Die Besitzerin meiner Unterkunft ist zufälligerweise die Museumsdirektorin und als sie mein Skizzenbuch sieht, lässt sie das Museum an diesem Sonntag eigens für mich öffnen.

Die nächsten Tage soll es schön bleiben. Also nichts wie los Richtung Tien Shan Gebirge. Wobei ich mich im Grunde genommen schon in dieser Grosslandschaft befinde, die vereinfacht gesagt von der Kysilkum-Wüste und dem Ferghana-Tal im Westen, dem Karakorum, dem Tarim-Becken mit der Taklamakan-Wüste im Südwesten und der Dschungarei begrenzt wird. Fast 2’500 Kilometer lang.

Der Tien Shan ist in mehrere, langestreckte Gebirgszüge mit Höhen bis über 7’000 Meter unterteilt, zwischen denen ausgedehnte Hochebenen bestehen. Das 198’000 Quadratkilometer umfassende Kirgistan befindet sich fast vollständig im Tien Shan. Mit rund 6 Millionen Einwohnern ist das Land eher dünn besiedelt. Der höchste Punkt des Landes ist der Khan Tengri mit 7’010 Metern an der Grenze Kasachstan, China und Kirgistan. Vom Khan Tengri aus führt der südliche Inyltschek-Gletscher, der weltweit grösste Gletscher ausserhalb der Polarregionen sage und schreibe 60 km westwärts.

Aus Schweizer, ja sogar aus Baselbieter (und genau genommen auch aus Schwarzbubenländerischer) Sicht ist der Khan Tengri, der nördlichste Siebentausender, bemerkenswert. Die Drittbesteigung erfolgte nämlich unter anderem durch Lorenz Saladin aus Nuglar-St. Pantaleon, einen Steinwurf von meiner Heimatgemeinde Liestal entfernt. Und endete leider tödlich für ihn beim Abstieg. Die (leider auch) jung verstorbene Annemarie Schwarzenbach hat die Fotos Saladins aufbereitet, recherchiert und ein Buch über seine Expedition geschrieben (https://www.sac-cas.ch/de/die-alpen/einfacher-bursche-und-reiche-tochter-18162/). Zurück zur Gegenwart. Während es im Sommer hier sehr grün ist, zeigt sich die Landschaft nun in warmen Herbstfarben. Die Farben Ocker, Gelb und Olivgrün dominieren die Landschaft. Im Kontrast dazu der blaue Himmel und die schneebedeckten Berge im Hintergrund. Die meisten touristischen Jurtcamps haben ihre Zelte jedoch bereits abgebrochen.

Bei einem Yurtcamp stehen die Jurten zwar noch, aber es ist alles verschlossen. Ich zelte nebenan, habe  eine grüne Wiese, fliessendes Wasser, Tisch und Bank und meine Ruhe. Bis ein weisser Lada vorbeifährt. Die zwei Herren sehen aus wie Förster oder Jäger. Wer sie sind und was sie dort machen, weiss ich nicht. Sicherheitshalber frage ich den stämmigen und sympathischen Adam und seinen Freund Karim, ob es in Ordnung sei, hier zu zelten. Sicher doch. Ich könne auch in einer Jurte schlafen. Ohne Teppiche ist es dort aber nicht gemütlich und ich ziehe mein Zelt vor. Sie beschenken mich mit Gemüse,  begutachten detailliert meine Ausrüstung und überzeugen sich davon, dass ich nicht kalt haben werde in der Nacht.

Die Nacht wird zwar kalt werden und das Wasser gefriert in den Trinkflaschen ein. Doch sobald sich die ersten Sonnenstrahlen zeigen, wird es wieder angenehm. Zum Radeln reichen mir tagsüber die kurzen Hosen aus.

Adam gibt mir am Vorabend zu verstehen, dass ich in der Ortschaft Oruk Tam nach seinem Bruder Kanat fragen und ihm das von uns dreien geschossene Foto geben soll. Gesagt, getan. Und so komme ich zur Mittagszeit zu einer warmen Mahlzeit. Der Bruder ist zwar nicht anwesend, aber seine Frau und die Töchter sind zu Hause und scheinen über meinen Besuch nicht überrascht zu sein. Ich bewege mich nun zwischen 2’300 und 2’700 Metern. Es geht auf und ab und ich sammle fleissig Höhenmeter. Die Landschaft erinnert zunächst an das Graubünden.

Mit zunehmender Höhe verschwinden die Birken und Tannen und ein karges, weites Hochgebirge verschafft sich Platz.

Riesige Herden von Schafen und Pferden sehen von weitem wie Ameisen aus. Der Fluss Naryn gibt die Richtung vor und sorgt für wunderbare Bilder.

Gegen Abend erreiche ich eine Anhöhe mit Blick auf den Fluss Bolgart.und den gleichnamigen Weiler.

Dort gibt es sogar Zimmer und ich kann dort schlafen. Nächstentags geht es dann ausgeruht weiter.

Bei meiner Durchschnittsgeschwindigkeit im tiefen zweistelligen Bereich sind die 65 Kilometer bis zur Passhöhe nur unter Zeitdruck zu schaffen, zumal die Tage recht kurz sind. Zudem ist es dort zum Zelten wohl nicht geeignet. ‘Prendre son temps est le meilleur moyen de n’en pas perdre’, lautete schon das Motto des Reiseschriftstellers Nicolas Bouvier. Vor allem möchte ich nochmals eine Nacht im Hochgebirge verbringen und die Abgeschiedenheit in dieser Höhe geniessen.

Nicht so hingegen ein junger britischer Radler. Er möchte unbedingt noch über den Pass. Wir furten über einen Fluss und er zieht dann eilig weiter, während ich an der Sonne ein Brot mit Erdnussbutter, Käse und eine Birne verspeise. Das Wetter scheint trotz einiger Wolken zu halten.

An einem windgeschützten Plätzchen auf 3’400 Metern finde ich ein ebenes Stück Gras, das gerade so Platz für mein Zelt hat. Die Aussicht: ganz grosses Kino.

Die Nacht ist mit minus sieben Grad erträglich. Kurz nach Sonnenaufgang wärmt die Sonne bereits das Zelt und ich freue mich, noch die restlichen 500 Höhenmeter bis zum Tossor Pass auf 3’896 Metern zu radeln, die letzten Meter dann eher das Velo schiebend.

Dass nun Wolken aufziehen und es merklich kälter wird, kann mir egal sein. Ich habe den Pass erreicht, esse meine tiefgekühlte Banane und runter gehts. Bin zufrieden, dass ich es um diese Jahreszeit noch über einen so hohen Pass geschafft habe.

Sagenhafte 2’200 Höhenmeter mit nur sehr wenigen Pedalteltritten bis runter zum Yssik-Kul See. Eine Downhill Abfahrt, die seinesgleichen sucht. Und die äusserst zahlreichen und schreckhaften Yaks suchen jeweils panikartig das Weite, wenn ich heranrausche und mich mit Interjektionen lauthals bemerkbar mache.

In Tossor kann ich endlich mein Zelt trocknen und ein Guesthouse suchen.Die Etappe bis Karakol wird nicht zu den schönsten gehören. Eine Überführungsetappe sozusagen, in der es darum geht, die 100 Kilometer möglichst rasch runterzuspulen.

Sie beinhaltet zudem eine ‘Pantalonade’, wie es im französischen Jargon heisst. Durch das wechselhafte Wetter bedingt ziehe ich mein ganzes Sortiment an Kleidern an und aus. Unterwegs fährt mir eine Radlerin aus Litauen entgegen, ein kurzer Schwatz und schon geht es weiter.

Am Morgen erheische ich noch einige Blicke zum Yssykköl. Die Besonderheit des grössten Gebirgssees nach dem Titicacasees in Südamerika liegt darin, dass er trotz seiner Höhe von über 1’600 Metern und Temperaturen von minus 20 Grad im Winter nie zugefriert.

Es ist Erntezeit und überall sieht man Berge von Äpfeln, Birnen und Kartoffelsäcken am Strassenrand aufgereiht. Alles in allem schlage ich mich gut durch bis Karakol, trotz des doch starken Verkehrs und einiger nähesuchende Vehikel. Ich werde oft vom Asphalt abgedrängt und fahre am Schluss auf der Piste nebenan.

Gegen Abend zeigt sich dann doch kurz die Sonne und sorgt für das klassische Dilemma. Eigentlich möchte ich raschmöglichst mein Tagesziel erreichen. Doch ich kann nicht anders als anzuhalten und bei diesen wunderbaren Lichtstimmungen ein paar Aufnahmen zu machen.  Vorzugsweise mit Ladas oder einem alten Gaz-Truck drauf. Es wirkt pittoresker.

Ein glücklicher Zufall ist, das ich am Samstag Abend in Karakol ankomme und sonntags jeweils der berühmte Viehmarkt stattfindet. Einziger Wermutstropfen: er fängt schon in der Nacht an. Also rasch einchecken, duschen, essen und schlafen gehen.

Von ganz Kirgistan reisen die Tiertransporte hier bereits am Samstag Abend an, um sich einen guten Platz im Bazaar-Gelände zu ergattern.

Ich laufe um 5 Uhr los, es ist still, dunkel, null Verkehr.  An einer Kreuzung biegt ein Lada ab. Zu dieser Zeit fährt man noch nicht zum Bäcker sondern einzig zum Bazaar. Ich kann mitfahren und erspare mir 30 Minuten Gehzeit.

Es herrscht ein regelrechtes Gedränge. Autos und Kleinlaster verrichten Millimeterarbeit, um durchzukommen. Zunächst passiere ich die Fraktion der Fettschwanzschafe.

Es folgen die Pferde und danach die Rinder und Kühe. Bei den Pferden halte ich gebührenden Abstand. Bei den Kühen ist dies nicht möglich. Ich komme mir vor wie an einem Openair.

Bei Sonnenaufgang herrscht so etwas wie Festivalstimmung. Als hätte man die Nacht durchgezecht. Viele sind vom weiten Weg und vom Ausharren müde. Bei Tageslicht und im Gedränge ist man dann plötzlich wieder hellwach, trägt aber eine gewisse Müdigkeit mit sich.

Ich bahne mir den Weg durch die Menschenmenge und das Vieh. Wenn man Pech hat, entleert dieses gerade seinen Darm.

Es ist ein gesellschaftliches Erlebnis, eine jahrhundertealte Tradition. Die Tiere werden penibel genau begutachtet. Es wird verhandelt, gescherzt, Geldscheine werden gezählt. Man läuft umher schaut sich die Tiere an. Eine prächtige Kuh kostet dabei rund ‘doksan besch’, diese Zahl höre ich am häufigsten. Will heissen 85’000 Som, also etwa rund 850 Franken. 

Zwischendurch suche ich die Esstände auf, trinke einen Kaffee und Mantis. Dort sind ein paar Gäste über dem Tisch eingeschlafen. Das Ereignis dauert bis etwa 10 Uhr, dann fängt sich die Masse an zu lichten und die ersten Mercedes-Transporter mit den neu erstandenen Tieren starten ihren Motor und produzieren eine Wolke von Abgasen. Nicht allen Tieren passt das.

Waren die Tiere während der Schau ruhig, herrscht nun plötzlich Aufregung. Es wird um die Wette gewiehert, geblökt und gemuht.  Gewissen Pferden merkt man, dass ihnen auf dem neuen Transporter unwohl ist.

Karakol hat rund 69’000 Einwohner und macht einen aufgeräumten Eindruck. Die Strassen sind grosszügig angelegt, grösstenteils neu asphaltiert, ebenso die Gehsteige. Die Stadt ist Ausgangspunkt für Trekkingtouren in die umliegenden Berge. Möglicherweise stammt der Wohlstand von der nicht allzu weit liegenden Goldmine Kumtor.

Karakol nennt auch auch ein kleines Ortsmuseum ihr Eigen, auf das ich mich besonders freue. Es beherbergt nämlich eine Dauerausstellung mit Original-Fotografien der Genferin und Reiseschriftstellerin Ella Maillart, die 1932 Zentralasien bereiste. Und damit schliesst sich sozusagen der Kreis zu Lorenz Saladin. 1939 fuhr Maillart zusammen mit Annemarie Schwarzenbach in einem Ford von Genf nach Kabul. Kirgistan und die Schweiz.  Die Entwicklungsorganisation Helvetas ist hier schon seit Jahrzehnten präsent. Neuerdings fördert die Schweiz hier den Wintertourismus.

Die Dauerausstellung ist von ausgezeichneter Qualität. Ich bin begeistert und kann mich an diesen alten Fotos kaum sattsehen. Die Museumsdirektorin vertraut mit dann an, dass sie im Besitz der alten Kamera von Maillart sei und ich darf diese dann auch in die Hand nehmen.

Die zwei Ruhetage in Karakol gehen rasch vorbei. Ich komme kaum zur Ruhe, mache meine ganze Wäsche, reinige mein Rad, erstelle ein Backup meiner Bilder, kaufe Esswaren ein, plane die Weiterfahrt.

Ach ja. Und man kann nicht Karakol verlassen, ohne Ashlan Fu probiert zu haben. Eine kalte würzig-scharfe Suppe mit Glasnudeln, Laghman, Gemüse und Fleisch. Sie ist derart populär, dass es sogar eine ‘Ashlan-Fu alley’ hier gibt. Das Gericht wurde von Dunganen, chinesischen Muslimen, Ende des vorletzten Jahrhunderts importiert, als sie in Karakol Zuflucht fanden.


Kirgistan – Pferde und Pässe

Kirgisen mögen ja ausgezeichnete Reiter sein. Hinter dem Steuer eines Farzeuges hingegen brillieren sie nicht. Nach einigen Ruhetagen in Osh, in denen ich mir die grösste Mühe gebe, mich durch die Speisekarten der besten Restaurants rauf und runter zu essen, breche ich von der zweitgrössten Stadt Kirgistans gestärkt auf. Etwas Gesellschaft leisten mir in Osh dabei eine Radlerin aus Basel, Ann, und Martin aus England. Beide habe ich auf dem Pamir kennengelernt. Beide werden den Flieger zurück in die Schweiz bzw. nach Georgien nehmen.

Die Etappe wird lange, doch die Beine sind ausgeruht. Der Anstieg nach Özgun kann mir nichts antun. Die Stadt ist zur Mittagszeit lebhaft. Rasch ein Teller Manti und eine Krug Grüntee in einer Oschchona und schon geht es weiter.

In Dschalalabat finde ich nach etwas Umherirren endlich eine Unterkunft am Stadtrand. Ein Zentrum ist in der drittgrössten Stadt des Landes nicht wirklich auszumachen. Wirklich sehenswert ist sie nicht. Zusammen mit einem anderen Reisenden aus Ungarn lassen wir uns ein Jandex-Taxi bestellen, das Pendant zu Uber, um im nobelsten Restaurant essen zu gehen. Das Taxi, alles andere als nobel: ein Daewoo Matiz mit einem Gewicht ungefähr eines F1-Wagens. Meine Wenigkeit nimmt auf dem Beifahrersitz Platz. Kurz vor dem Aurum Restaurant biegt der Daewoo abrupt nach links ab, als in der stehende Kolonne auf der Gegenfahrbahn eine Lücke aufgeht. Ein Verkehrsrüpel meint, die Kolonne rechts in hohem Tempo überholen zu müssen und ich sehe ihn direkt auf mich zufahren. Auweia. Eine Knautschzone gibt’s ja beim Daewoo anders als bei einem F1-Boliden ja praktisch nicht. Es knallt. Zum Glück trifft er dann nur das Hinterrad und wir steigen unverletzt aus. Während sich die zwei Fahrer gegenseitig anschreien, verlassen wir die Unfallstelle. Die sollen das untereinander ausmachen.

Das Wetter ist nun etwas unbeständig und es schneit auf den hohen Pässen. Der Kyzilart Pass, den ich vor einigen Tagen befahren habe, ist bereits im weissen Kleid. Von Djalalabat möchte ich Richtung Nordosten über die Fergana Bergkette fahren. Es gibt nur einen Passübergang und dieser sei stark verschneit, heisst es. Touristen mussten mit ihrem Jeep umdrehen. Nun, es ist schwierig an aussagekräftige Informationen über den Strassenzustand zu gelangen. Ich fahre einfach mal los.

Die Kirgisen mögen vielleicht etwas zurückhaltender als die Tajiken bzw. die Pamiri sein, dennoch werde ich immer wieder mit Äpfeln, Bananen oder dem feinen Brot beschenkt, das frisch aus dem Ofen mit Erdnussbutter oder Nutella besonders fein mundet.

An der Kreuzung zur Passstrasse verschränken alle die Arme. Zuviel Schnee. Hüfthoch. Ich solle über die neue Strasse mit dem Tunnel fahren. Der Tunnel ist aber gar noch nicht fertig gebaut und die Chinesen dort werden mich sicher nicht mit offenen Armen empfangen. Ich fahre also weiter Richtung Pass, mache aber zunächst bei der letzten Ortschaft Halt.

Im Homestay wird ebenfalls nur der Kopf geschüttelt, ich könne es ja gerne probieren. Tatsächlich hat es zünftig geschneit. Doch bekanntlich schmilzt Schnee an der Sonne. Und am nächsten Tag halte ich einen Kleinlaster an und frage den Lenker, wo er denn hinfährt. Nach Kasarman, heisst es. Ausgezeichnet! Das heisst, dass es einige wieder über den Pass wagen. Die Gegend ist bekannt für die Walnuss-Wälder und es ist gerade Erntezeit. Der Anblick von richtigen Wäldern ist schon fast ungewohnt für mich.

Chaotische, ja dramatische Szenen dann auf den letzten zwei Kilometern am Pass. Ein Lada ist in eine Grube gestürzt, das Hinterrad hängt in der Luft.

Zwei Kleinlaster stecken fest, nachdem sie ins Schlingern geraten sind. Schaufeln werden geholt. Die Arbeiten müssen dann unterbrochen werden, als sich eine riesige Herde von Schafen die Vorfahrt erzwingt.

Behelfsmässig werden die abgelaufenen Pneus mit Seilen, Plastik und Weiss-Gott-Noch-Womit abgekleidet. Einzig Ketten sind nicht mit von der Partie. Dabei wäre mit solchen die Fahrt ein Kinderspiel gewesen.

Eine Familie versucht von der anderen Seite mit einem Audi A100 ebenfalls ihr Glück. Doch die Vorderräder drehen durch. Selbst Walter Röhrl zu seinen besten Zeiten hätte mit diesem Vehikel seine liebe Mühe gehabt. Der Kalpakträger fleht einen Touristenjeep an, ihn doch ‘tschüt-tschüt’ zu ziehen, nur ein bisschen. Die zwei Kinder und seine Frau tun mir leid, dass sie in eine solche verzweifelte und gefährliche Lage gebracht werden.

Ich werde die steckengebliebenen Laster den ganzen Tag lang nicht mehr sehen. Nach der langen Abfahrt zelte ich in der Nähe der Strasse. Ich vermute, dass die Insassen des Lasters die Nacht in der Fahrerkabine verbringen dürfen und sich mit dem Singen von ‘Last Christmas’ bei Laune halten dürfen.

Nach der teilweisen matschigen Abfahrt dann bin ich endlich wieder in wärmeres Gebiet und kann mein Zelt auf einem leeren Jurtenplatz aufstellen.

Im Dorf Kasarman auf 1’300 m beeindrucken die alten Sowjetbetonbauten mit den ‘schönen grossflächigen Abplatzungen auf Betonfertigteiluntergrund’, wie es in der Sprache des Fachmannes heisst. Auf dieser Höhe herrschen noch angenehme Temperaturen um die 20 Grad, die Tage werden aber merklich kürzer.

Nun geht es Richtung eines Passes auf 2’800 Metern. Doch zuerst geht es rauf und runter und am späten Nachmittag finde ich bei einem Bach einen wunderbaren Zeltplatz an einem Pfad entlang eines alten Birkenwaldes. In einer bei Reisenden beliebten App wird er als ‘Paradise wild camping’ angepriesen und es ist nicht zuviel versprochen. Einen lauschigeren Übernachtungsplatz neben einem Bach und hundertjährigen Birken kann man sich wirklich nicht vorstellen.

In Afrika war ich noch mit physischen Reiseführern unterwegs, etwa dem 838 Gramm leichten ‘Rough Guide West Africa’, handlich wie ein Ziegelstein. Klassische Reiseführer führe ich nach wie vor mit, allerdings als PDF auf meinem Handy.

Apps wie iOverlander, Maps.Me oder Komoot sind bei der Tourenplanung hilfreich. Daneben gibt es noch spezifische Facebook-Gruppen oder eine Whatsapp-Gruppe namens ‘Cycling East’ mit über 1000 Mitgliedern. Dort kann man fleissig Informationen austauschen und Fragen wie ‘Where can I find a bike box in Bishkek?’, ‘Does anyone know the best sim card for Ouzbekistan?’ aufwerfen. Man erfährt auch, dass tatsächlich waghalsige Radler momentan durch Afghanistan reisen. Die wichtigste Informationsquelle sind nach wie vor andere Reisende, sei es virtuell oder physisch.

Zurück zum wunderbaren Zeltplatz. Am nächsten Morgen geht es zunächst ein kurzes Stück flach. Hier erinnert mich die Landschaft mit dem ausgetrockneten ockergelbem Gras an die Tiras-Berge in Namibia. Mit dem Unterschied, dass hier nicht Zebras sondern Pferde als Staffage dienen.

Das Pferd gehört unzertrennlich zu Kirgistan. Dank des Pferdes konnten die nomadisierenden Kirgisen sich im gebirgigen Land fortbewegen, jagen und Kriege führen. Nach der Sowjetära erlebten die Pferdezucht, der Verzehr von Stutenmilch und traditionelle Reitspiele eine Renaissance.

1000 Höhenmeter geht es nun rauf. Die Schotterpiste ist recht passabel und fahrbar. Vielleicht stehe ich noch unter dem Eindruck der Pisten Tajikistans und bin deswegen so optimistisch. Einige Serpentinen entschärfen glücklicherweise die steilsten Stellen.

Am Morgen kannte ich nicht einmal den Namen des Kara Soo Passes und ich wusste nicht, was mich auf der anderen Seite erwartete. Die Aussicht nach der Passhöhe Richtung Naryn-Tal haut mich dann förmlich um. Ich kann mir einen Freudenschrei nicht verkneifen. Damit hätte ich nicht gerechnet.

In Europa wäre dies -asphaltiert – ein Alpenpass erster Güte. Ich geniesse die Abfahrt runter zur Ortschaft Kök-Jar, wo die Strasse wieder asphaltiert ist. Ich pumpe die Reifen wieder voll auf, damit ich einen Kilometer nach der Ortschaft ernüchtert wieder Luft ablassen kann.

Die 20 km Wellblech auf Schotter hätte ich mir gerne ersparen können. Ich muss recht rabiat über die Piste gebrettert sein. Jedenfalls habe ich am nächsten Morgen einen Platten, ein klassischer ‘snakebite’: mit dem Pneu hart aufgeschlagen, sodass die Felge aufgesetzt und den Schlauch beschädigt hat. Ich repariere rasch den Schlauch, doch Eile ist nicht angesagt, da es ohnehin anfangen wird zu regnen und ich daher noch in Jalang Talap bleibe, bis wieder besseres Wetter die Weiterfahrt erlaubt.

Gefahrene Kilometer: 2’628, Fahrzeit 221 Stunden, Höhenmeter 29’870. Platten: 1.