Swaziland

Wiedersehen macht Freude

Durban, so heisst es, habe das beste Klima in Südafrika. Von dem habe ich leider nicht viel gespürt. In den Tagen, die ich dort bei Les verbracht habe, hat es meistens geregnet. Wir schauen uns Zulu-Tänze an und das Ushaka Aquariam , das an einem an einem bewölkten Samstagnachmittag rege besucht wird. Es ist eindrücklich, überdimensionierte Fische, Haie und Quallen hinter Glas zu bestaunen.

Abends im stroemenden Regen erhaelt die Rugby-Mannschaft aus Durban, die Sharks, dann eine kalte Dusche. Als Topfavorit gehandelt, wird sie im Final geschlagen. Les hat ein Interview bei einer Lokalzeitung, einer Art 20 Minuten, organisiert, wo ich es sogar auf die Titelseite schaffe (Titelseite, Artikel). Zum Abschied laden mich Les und seine Ehefrau Barryl in den Royal Navy Club zu einem Sonntagsbuffet ein. Aufzuzählen, welche Unmengen an Fisch, Fleisch und Nachspeisen ein hungriger Radler zu verschlingen mag, sprengt den Rahmen dieses Artikels. Les fährt mich im Auto, natuerlich regnet es, einige Kilometer der Küste entlang nach Ballito.

Dort treffe wieder das englische Paar Rob und Sarah an, die ich Nigeria beim Movieset zum Nollywood-Film „Invasion 1897“ kennengelernt habe. Zusammen sind wir danach nach Calabar gereist, von dort mit der Fähre nach Limbé in Kamerun und haben anschliessend den Mount Cameroun bestiegen. Sie arbeiten nun für ein knappes Jahr im öffentlichen Spital in Stanger.  Die Führung durch das Spital, das praktisch nur von Schwarzen und Farbigen besucht wird, ist sehr aufschlussreich. AIDS ist ein grosses Problem, aber auch Messerstechereien, Verbrennungen und Schlangenbisse gehören zur Tagesordnung. Die Platzverhältnisse sind zwar etwas knapp, im Stile eines britischen Krankenhauses aus den 80-er Jahren, aber, so meinen Rob und Sarah, funktoniert das Spital doch recht gut.

Weiter geht es. Kurz vor Mtubatuba mache ich auf einer Milchfarm Halt. Leon, Inhaber des Dannybrook Inn, hat mich vor einigen Tagen in einer Rundhütte umsonst schlafen lassen und mich ermuntert, auf dem Wege nach Norden vorbeizuschauen. Ich werde durch die Milchfarm geführt, die pro Tag über 2‘000 Liter Milch produziert, werde dem Chef als einer mit einem “brain problem” vorgestellt. Vorwiegend Sauermilch wird hier hergestellt. Dankend verbringe ich eine Nacht bei ihm. Der Ausflug in den Imfolozi Game Park fällt buchstäblich ins Wasser, den ganzen Morgen stürmt und regnet es. Erst um Mittag kann ich weiterfahren, der Wind bleibt. Für einmal von hinten.

Durch das kleine Swaziland, das oft mit Switzerland verwechselt wird, rausche ich in zwei Tagen hindurch. Ich geniesse es, nach langer Zeit wieder einmal durch eine flache Landschaft mit Rückenwind zu brausen. Swaziland hat übrigens die lustigsten Münzen, die ich je gesehen habe: nicht rund, sondern blumenförmig. Die Einfahrt nach Mozambique ist unproblematisch. An der Grenze erhalte ich das Visum, muss allerdings eine Kleinigkeit von umgerechnet 68 Euro für den farbigen Kleber hinblättern. Dafür fühle ich mich sofort wohl. Unglaublich, was für Unterschiede eine Grenze jeweils ausmacht. Es wird portugiesisch gesprochen, es werden überall „castanas“, Cashew-Nüsse verkauft. In einem kleinen Shop begrüsst mich Novela herzlich, überreicht mir sofort eine Cola, Kekse, gibt mir noch eine Flasche Wasser mit auf den Weg. Geld will er dafür nicht, obschon man sein Inventar an einer Hand abzählen kann. Was für ein Empfang ! Vor Maputo, in der Stadt Boane, ist Brotzeit. Man findet Restaurants in portugiesischem Stil, leckeren „frango“, Brathähnchen. Und was für eine Überraschung: feinen Espresso-Kaffe wie in Portugal, wie man ihn selbst in den meisten Ländern Europas vergeblich sucht.

In Maputo dann gibt es ein tolles Wiedersehen mit Pierluigi und Hélène. Pierluigi aus Chianti, dannzumal Direktor von Helvetas Burkina Faso, habe ich in Ougadougou kennengelernt, wo er mich fürstlich aufgenommen hat. Mittlerweile hat er seinen Arbeitsplatz nach Mozambique gewechselt. Voilà, hier in Maputo treffe ich ihn wieder !

In Maputo suche ich die italienische Botschaft auf, da mein alter Pass keine leeren Seiten für Visas mehr aufweist. In 15 Minuten halte  ich bereits einen neuen biometrischen Pass in Händen ! Hätte ich die Gebühr in Euro entrichten können und nicht noch eine Stunde zu Fuss durch die Stadt irren müssen, um eine Wechselstube aufzusuchen, wäre die Dienstleistung hervorragend gewesen.

Maputo hiess bis zur Unabhängigkeit „Lorenço Marques“ – nach dem gleichnamigen Seefahrer aus Portugal, der 1545 die Baia de Maputo entdeckte. In den 50er und 60er Jahren, während der Apartheid-Ära, war „LM“ bei Südafrikanern auf der Suche nach gutem Meeresfisch, Stränden und Bordellen sehr beliebt. Die Stadt ist angenehm, recht sauber. In der Baixa findet sich der alte Bahnhof, ein monumentales Gebäude, entworfen von der Schule von Gustave Eiffel. Vom Meister selbst ist die „Casa de Ferro“ gezeichnet worden, die Residenz des Gouverners, ein Haus aus Stahl, aber äusserst unwohnlich in diesem tropischen Klima. In der Baixa von Maputo finden sich alte Häuser im portugisischen Stil wie auch marxistisch angehauchte Blockhäuser. Die farbigen capulanas (Sarongs) finden sich in der Casa Elefante gegenüber dem peinlich sauberen Mercado municipal. Besonders attraktiv sind die pastelerias und Kaffehäuser, eine Reminiszenz aus der Kolonialzeit.

Die Projekte von Helvetas liegen indessen in den Provinzen Cabo Delgado und Nampula im Norden von Mozambique. Ein weiter Weg von über 3‘000 Kilometern. Und ausreichend Zeit, um vielleicht noch eine Spende für das Alphabetisierungszentrum zu tätigen ? Eine kleine Handreichung, ein Zeichen der Solidaritaet, die mich und den Menschen hier in Mosambik gluecklich macht !