Dubrovnik – Perle an der kroatischen Adria

Ich bin fast am Ende der Adria Magistrale und habe gestern Dubrovnik bei Nacht erreicht. Ich habe nun bereits ueber 1600 Kilometer gestrampelt.

Obwohl kleiner als etwa Zagreb, Split, Rijeka oder Pula, ist der Bekanntheitsgrad von Dubrovnik einiges groesser. Zu Recht, denn die als UNESCO-Weltkulturerbe geschuetzte Altstadt ist bezaubernd. Im Unterschied zu den anderen kroatischen Staedten, die ich gesehen habe, wirkt Dubrovnik viel sauberer und aufgerauemter. Dubrovnik, bis 1918 noch Ragusa genannt, war im 14. Jahrhundert eine unabhaengige Handelsrepublik und Gegenmacht von Venedig, das die Vorherrschaft in der Adria innehatte. Die Spuren des sinnlosen Bombardements der jugoslawischen Armee, welche 1991 Dubrovnik in Flammen aufgehen liess, sind groesstenteils beseitigt. Allein 700 Bomben gingen in der etwa 200 Meter langen Hauptstrasse in der Altstadt, der Placa, nieder !

Die Adria Magistrale war zu meinem Glueck und entgegen der Prophezeiungen, die mir im Vorfeld gemacht worden sind, maessig bis wenig befahren. Allerdings musste ich den Lastwagen immer schoen Platz machen. Erschreckend sind die aberhunderte von Kreuzen und Gedenktafeln am Strassenrand. Oftmals sind die Verunglueckten nicht aelter als 30 Jahre alt. Bei der halsbrecherischen Fahrweise gewisser Heisssporne mag das nicht erstaunen ! Andererseits finden sich nur sehr wenige Abschrankungen und Leitplanken an der Adria Magistrale. Dafuer finden sich auf exponierten Kurven bergseitig meterhohe Steinmauern, die vor der vom Landesinneren wuetenden Bora schuetzen.

Dalmatien hat sich bereits im Fruehlingskleid gezeigt. Die Temperaturen sind gestern, als sich die Sonne zeigte, bis auf 18 Grad hochgeklettert. Viele Baeume und Straeucher bluehen weiss und rosa. Es duftet und die ersten Blumen und Raupen lassen sich blicken. Und Ihr in der Schweiz habt meterhohen Schnee ! Schade, diesen Jahrhundertschnee und den Verkehrskollaps haette ich gerne miterlebt. Es ist jetzt sieben Uhr. Startschuss fuer den Chienbaese, den ich dieses Jahr leider verpasse ! Naechstes Jahr werde ich aber wieder einen Besen tragen. Gerade jetzt erreicht mich ein MMS von Kilian vom Chienbaes mit seinem, wie nicht anders zu erwarten, perfekt gezimmerten und gebundenen Besen. Hopp dr Baese, Kili !

Waehrend meinen Aufenthalten in Privatunterkuenften hatte ich oft die Moeglichkeit, etwas mehr ueber die Kroaten und ihre Denkweise zu erfahren. Die Unterkunft bei Filip und Marija Tomasovic war in dieser Hinsicht besonders aufschlussreich. Filip und Marija haben 25 Jahre in Frankfurt gelebt und sind vor 8 Jahren in ihr Heimatland zurueckgekehrt. Sie vermieten nun Apartments, die sie liebevoll und sauber hergerichtet haben. Waehrend den Sommermonaten haben sie beide Haende voll zu tun. Ihre sieben Zimmer sind fast vollstaendig ausgebucht.

Kroatien hat eine wechselvolle Geschichte zwischen Rom, Byzanz, Venedig und Oesterreich-Ungarn hinter sich. 1991 erklaerte Kroatien die Unabhaengigkeit. Die EU und auf Andraengen des damaligen Aussenministers Hans-Dietrich Genscher anerkannten bald einmal Kroatien als eigenstaendigen Staat. Kurz darauf wurde Kroatien als Mitglied in die Vereinten Nationen aufgenommen. Zu Ehren Genschers, der sich fuer Kroatien stark gemacht hat, sind Strassen, Restaurants und sogar eine Universitaet nach ihm benannt worden.

Die Serben in der Krajina hingegen, die ploetzlich eine Minderheit in Kroatien darstellten, hielten eigene Wahlen und vertrieben zahlreiche Kroaten. Im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen wurden dann spaeter die Serben aus der Krajina vertrieben, so auch in der Ortschaft Islam Latinski, wo ich durchgefahren bin. Unter anderen wird Ante Gotovina fuer die Massenvertreibungen und ethnischen Saeuberungen verantwortlich gemacht. Da dieser dank Hinweisen der kroatischen Regierung zur Freude der Chefanklaegerin Carla del Ponte endlich an das Kriegsverbrechertribunal ausgeliefert werden konnte, sollte dem baldigen EU-Beitritt nichts mehr entgegenstehen. Gotovina stellt fuer die meisten Kroaten aber nach wie vor ein Volksheld dar. Zahlreiche Plakate und Bilder legen Zeugnis davon ab.

Genug im Geschichtsbuch geblaettert. Ich werde voraussichtlich morgen meine Reise durch Bosnien-Herzegowina fortsetzen.

Kleiner Nachtrag: habe soeben ueber zwei Stunden mit dem Besitzer des Internet-Cafes geplaudert, der mir sehr viel ueber die kroatische Geschichte erzaehlt hat. Ich habe ihm dann ueber den Chienbaese erzaehlt und im Tele-Basel haben wir erfahren, dass die Feuerwagen dieses Jahr aus Sicherheitsgruenden am Umzug nicht teilnehmen durften. Seit einigen Stunden regnet es ununterbrochen.

Da sich das Wetter auch am Montag nicht gebessert hat, bin ich erst am Dienstag Richtung Bosnien gestartet. Ich musste allerdings zuerst Unterkunft wechseln, weil die alte Dame mich ausnehmen wollte. Der Preis fuer das Zimmer war ueberdurchschnittlich hoch. Es kam dazu, dass ich am Sonntag meine Waesche von Hand gewaschen und aufgehaengt habe. Um sechs fing es an zu regnen, ich war noch unterwegs, und die gute Dame hat mir die Waesche nicht abgehaengt. Da ist mir der Kragen geplatzt. Sie wollte dann noch zusaetzliche 15 Kuna. Wir haben lauthals gestritten und ich habe mich geweigert, ihr die umgerechnet 3 Franken zu bezahlen.

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