Wieder in Schwung

Zunächst Danke an alle Eure Kommentare, über welche ich sehr erfreut bin und die mich enorm anspornen. Der gestrige Ruhetag in Chur hat mir wohl bekommen. Mein Magen und der gesamte Verdauungsapparat kommen langsam wieder in Schwung. Ich habe mir gestern abend eine Wan-Tan-Suppe und ein Thai-Curry mit extra viel Reis gegönnt. Heute bin ich dann gestärkt um 8 Uhr morgens von Chur Richtung Lenzerheide, Tiefencastel und Savognin losgeradelt und konnte mir endlich am Berg den Kopf “freiradeln”.

Es ging zunächst praktisch über 2 Stunden im Schritttempo rauf. Zwar sind die Geschwindigkeiten nicht berauschend (5-7 km/h bei Steigungen von 9-13 %), sobald man aber den Rhytmus gefunden hat und sich an die Gemächlichkeit und Langsamkeit gewöhnt hat, kann man stundenlang radeln. Unzählige übermotorisierte deutsche Kombis oder Jeeps, vorzugsweise in schwarz und mit Blondinen auf dem Beifahrersitz, haben mich überholt. Gerade drei haben mir zugewinkt.

In Lenzerheide angekommen konnte ich mir einen Euphorieschrei über meine Tagesform nicht verklemmen. Danach gings recht steil nach Tiefencastel hinunter (merde: die verlorenen Höhenmeter wollen wieder erklommen werden), wo ich mir ein währschaftes Menu (Suppe und Spätzliteller) gegönnt habe. Obschon es erst drei Uhr nachmittags ist, habe ich beschlossen, hier in Savognin Halt zu machen. Ich befürchte, dass der Julier-Pass heute zuviel des Guten wäre. Immerhin war ich bereits über vier Stunden auf dem Sattel und dies meist bergauf (1’400 Höhenmeter). Bis zum Pass wären es noch weitere 1’000 Höhenmeter. Für heute habe ich genug geradelt und werde morgen über alle sieben Berge sein. Eigentlich schade, weil der Bruder von Ruth, Andi Schnyder, Schlagzeuger von Beruf, heute einen Auftritt mit seiner Band in Sils Maria hat und mich auf die Gästeliste gesetzt hat.

Das Tourismusbüro stellt gratis Internet während 24 Stunden zur Verfügung. Nach meinen Pizzocherl bin ich also wieder hier und kann nochmals meine Gedanken vollständig zu “Papier” bringen. Nachdem ich heute die erste Bergetappe heil überstanden habe, bin ich für die weitere Fahrt zuversichtlich. Bis gestern hatte ich da noch meine Zweifel. Ich gehe es am Anfang bewusst langsam an und sehe die ersten Wochen als Kraftausdauer-Training.

Noch ist mir nicht ganz bewusst, auf was ich mich da eingelassen habe. Ich konzentriere mich jeweils auf die unmittelbar bevorstehenden Schritte. China liegt in Gedanken noch fern. Es ist mir bewusst, dass einiges passieren kann und ich entsprechend meine Reisepläne werde ändern müssen.

Meine Ausrüstung

Wer sich für diese nicht interessiert, soll an dieser Stelle nicht weiterlesen. Der eine oder die andere wird sich aber fragen, was ich so alles mit mir mitschleppe. Ich fahre ein klassisches 26 Zoll Mountain Bike mit Diamantrahmen aus Chromstahl (MTP Cycletech Papalagi), das ich mir eigens habe zusammenstellen lassen. Die Laufräder hat mir der Meister Gerd Schraner aus Basel in reiner Handarbeit und Perfektion höchstpersönlich gebaut (nochmals vielen Dank !!). Er verwendet Messingunterlagsscheiben und die extradicken Speichen werden mit Metalldraht gebunden und gelötet. Fahrgenuss pur. Mit seinen Rädern hat Ivan Cotti 1997 den Girosieg eingefahren.

Die meisten Komponenten sind Shimano XT. Als Reifen die legendären Schwalbe Marathon XR (schwer und teuer), Gepäckträger aus Chromstahl vorne und hinten von Tubus. Zudem habe ich einiges Werkzeug (Imbusschlüssel. Zange, Kettenpeitsche, Kettennieter etc.) wie auch Ersatzmaterial dabei (Bremsbeläge, Kabel, Schmieröl, Kette, Schlauch, Reifen etc.).

Das ganze Material wird in vier Radtaschen, zwei Packtaschen und einer Lenkertasche verstaut. Ich habe Zelt, einen warmen Winterschlafsack, Seidenschlafsack, Isomatte, Benzinkocher, Pfannen und noch etlichen Kleinkram dabei. Die Bekleidung ist funktionell und für alle vier Jahreszeiten ausgelegt. Am meisten trage ich die langen Velohosen mit Windstopper-Einlage. Wenns zu kalt wird, kommt eine Gore-Tex Hose darüber. Eine Trekkinghose mit abnehmbaren Hosenbeinen darf ebenfalls nicht fehlen wie auch Thermosunterwäsche, Faserpelz, Windstopper-Handschuhe, Gore-Tex-Jacke und -Socken, kurzärmeliges Trikot, Windstopper-Jacke und, und, und… Neopren-Überzüge für die Veloschuhen dürfen auch nicht fehlen. Übrigens bereue ich bis jetzt keine Sekunde, mit Klickpedalen unterwegs zu sein. Die Kraftübertragung ist sehr direkt und erlaubt einen “runden” Tritt.

Die Apotheke ist umfangreich. Erwähnenswert sind die rezeptpflichtigen Medikamente (verschiedene Breitband-Antibiotika, Diamox gegen Höhenkrankheit). Die Impfungen beim Tropeninstitut waren zahlreich (Diphterie, Tetanus, Polio, Hepatitis A+B, Tollwut, japan. Encephalitis, FSME-Encephalitis, Masern, Mumps, Röteln und Abdominaltyphus) und durch meine Reisezusatzversicherung allesamt gedeckt.

Die Strassenkarten habe ich mir alle bereits in der Schweiz besorgt. Die Reiseführer lasse ich mir nach Bedarf nachschicken wie auch zuzsätzliche Diafilme und weiteres Material.

Die Fotoausrüstung ist in der Lenkertasche untergebracht und umfasst eine klassiche analoge Spiegelreflexkamera (Canon EOS 5) mit Zoomobjektiv 28-105 sowie eine Festbrennweite von 20 mm. Dazu Polfilter und Stativ (daher ist meine Velo so schwer !). Ich habe zunächst nur “50” Dia-Filme (Fuji Sensia 100 und Velvia 50) und einige Schwarz/Weiss-Filme mitgenommen.

Na ja, dann gibt’s halt noch den übrigen Kleinkram, der aber auch ins Gewicht fällt: MP3-Player, Handy, Feldstecher, Notizbücher, Stirnlampe, Mini-Aquarellset, etc.

Und jetzt das Wichtigste: der HELM. Ausser beim Berg bei kriechendem Tempo wird dieser immer (oder vielmehr meistens) getragen.

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